IRIS 2024 mit Vorträgen zum FINDOK-Relaunch und Anonymisierung der BFG-Entscheidungen

Bereits zum 27. Mal fand das Internationale Rechtsinformatik Symposion (IRIS) vom 14. bis 17. Februar 2024 an der Uni Salzburg statt.
Über 120 Vortragende und etwa 300 Teilnehmer*innen widmeten sich dem Hauptthema Juristische Sprachmodelle. Die Themenfelder E-Government, E-Justice, E-Commerce, IP-Recht, Rechtsvisualisierung, Rechtstheorie, Rechtsinformation und KI & Recht wurden eingehend behandelt.

In der Vortragsreihe „Rechtsinformation“ wurde zum Findok-Relaunch ausführlich berichtet. Angela Stöger-Frank, Evidenzstellenleiterin des BFG, referierte zur neuen verbesserten und moderneren Oberfläche. Bereits der Startbildschirm führt zu aktuellen neuen Dokumenten. Sie zeigte die übersichtliche Darstellung der Standard- und BFG-Suche sowie der Suchergebnisliste mit Filterfunktionen, beispielsweise mit einem Schieberegler für die Datumseinschränkung. Das Navigieren zwischen den Dokumenten und den Zeitschichten sowie innerhalb eines Dokumentes vom Anfang zum Ende des Textes funktioniert nun schneller und bedienerfreundlicher.

Anschließend analysierte Werner Franz Noska, Data Engineer im BMF, die neue Funktion „Anzeige für ähnliche Dokumente“ mit Hilfe von Large Language Models. Zu einem angezeigten Dokument werden inhaltlich passende weitere Dokumente aus dem Gesamtbestand vorgeschlagen. Das sogenannte Textvektorisierungsverfahren ermöglicht, den Inhalt zweier Texte auf semantischer Ebene zu vergleichen, ohne dass auf manuell erstellte und gewartete Wörterbücher oder Thesauren zurückgegriffen werden muss. Die Fragen und Diskussion der Teilnehmer*innen zeigten das große Interesse an der Findok und deren laufende Weiterentwicklung. Die Anzeige „ähnlicher Dokumente“ unterstützt den Findok-Benutzer insbesondere, wenn das Suchergebnis klein ist, u.a. bei der Suche nach einer Geschäftszahl.

In der Vortragsreihe „KI & Recht Anonymisierung von Gerichtsentscheidungen“ wurden KI-gestützte Anonymisierungstools vorgestellt, die den Aufwand reduzieren und die Qualität verbessern sollen. Angela Stöger-Frank berichtete zu den Erfahrungen und Problemen am BFG: „Anonymisierung in der Praxis - Eine Kombination von Softwareunterstützung und menschlicher Kontrolle“. Die Richter*innen anonymisieren mit einem vom BMF/BRZ bereitgestellten Tool. Das Evidenzbüro kontrolliert, korrigiert und veröffentlicht die Entscheidungen in der Findok. Die Sensibilität aufgrund des Datenschutzes hat in den letzten Jahren zugenommen. Oft reicht die Unkenntlichmachung von Namen nicht aus, um Rückschlüsse auf die Parteien zu vermeiden. Die Integrität des Sachverhaltes und die Verständlichkeit müssen jedoch bestmöglich gewahrt werden. Im Sinne einer möglichst hohen Transparenz und aus rechtsstaatlichen Gründen ist das BFG bestrebt – außer in begründeten Einzelfällen – Entscheidungen vollständig und anonymisiert in der Findok zu veröffentlichen.